- Published on 21.07.2010, 19:17
- Von Jan Geissler
Nach einer in der Mai-Ausgabe des Journal of Clinical Oncology veröffentlichten Studie, haben 84% der Patienten, die nach einer Behandlung mit Alemtuzumab keine nachweisbaren Spuren
chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) mehr aufwiesen, mindestens fünf Jahre überlebt. Dr. Peter Hillmen und seine Kollegen am Allgemeinen Krankenhaus in Leeds, England, berichteten, dass die vollständige Beseitigung kranker Zellen bis unter die Nachweisgrenze bei Patienten mit CLL die gesamte und behandlungsfreie Überlebensdauer verlängert. Der
monoklonale Antikörper Alemtuzumab ist in Europa unter der Bezeichnung MabCampath und in den USA als CamPath zugelassen.
"Die Studie zeigt, dass es möglich ist, bei Patienten mit
rezidivierender bzw.
refraktärer CLL ein Ansprechen auf die Behandlung zu erreichen, wenn man dafür sorgt, dass die Krankheit nicht mehr nachweisbar ist. Dies scheint den meisten CLL Patienten eine Lebensverlängerung von mehr als fünf Jahre zu bringen", sagte Dr. Hillmen. "Die Einführung von Alemtuzumab in die Krebstherapie hat eine positive Wirkung gehabt und das Gesamtüberleben bei
refraktärer CLL verlängert. Dieser Erfolg, MRD-negative Remissionen bei einer stark vorbehandelten Patientengruppe erreicht zu haben, ist einer der wesentlichen Schritte in Richtung unseres langfristigen Ziels, nämlich CLL zu heilen", erklärte Dr. Hillmen.
Die 18 Patienten (20%), die den Endpunkt der minimalen Resterkrankung nach der Behandlung mit MabCampath/CamPath erreichten, hatten zuvor auf eine
Chemotherapie nicht angesprochen oder waren rückfällig geworden, was das Kriterium zur Teilnahme an den ersten klinischen Tests war, die von Juli 1996 bis Mai 2003 stattfanden. CLL Patienten die auf eine
Chemotherapie nicht ansprechen oder rückfällig werden, haben mit einer mittleren Überlebensdauer von 10 Monaten die ungünstigste
Prognose.
Unter einer
minimalen Resterkrankung (minimal residual disease, MRD) versteht man die Anwesenheit von Leukämiezellen im
Knochenmark bei Patienten mit vollständiger
Remission. Mehrere
retrospektive und
prospektive Studien zeigen, dass die Analyse der MRD für die
Prognose wertvoll ist. Ein niedriges MRD-Niveau, bzw. die Abwesenheit im
Knochenmark nach der Therapie gehen mit einer positiven
Prognose einher.
"Die von Hillmen et al. vorgetragenen Ergebnisse zeigen, dass eine Reduzierung der MRD unterhalb der Nachweisgrenze bei CLL erreicht werden kann. Es ist hochinteressant, dass Patienten Remissionsniveaus erreichen können, bei der es keinerlei Hinweis auf verbleibende Leukämiezellen mehr gibt, zumal man feststellen konnte, dass diese Patienten eine bessere
Prognose haben", sagte Dr. Kanti Rai, Chef der Hämatologie und Onkologie Abteilung am Long Island Jewish Medical Center, New Hyde Park, New York. "Diese Fortschritte sind durch die Entwicklung hochempfindlicher Nachweismethoden für MRD sowie das Auftauchen von Alemtuzumab als Therapeutikum bei CLL möglich geworden."
Die Definition des National Cancer Institute für das vollständigen Ansprechen auf eine Behandlung lässt das Vorhandensein von bis zu 30% der morphologisch normalen
Lymphozyten im
Knochenmark zu, von denen wiederum bis zu 5% CLL Zellen sein dürfen. Diese 5% sind vermutlich für die Krankheitsrückfälle verantwortlich, die bei CLL-Patienten beobachtet werden können. Moderne Verfahren, wie z.B. die 4-Farb-Flusszytometrie, bei der in einer Filter-Säule die kranken Zellen nachgewiesen werden, sind sehr viel empfindlicher als das Lichtmikroskop, das normalerweise zur Entdeckung kranker Zellen benutzt wird. Mit Flusszytometrie kann man eine einzige CLL-Zelle unter 100.000 normalen Zellen nachweisen.
Einzelheiten zur StudiePatienten und Methoden 91 vorbehandelte CLL-Patienten mit einem Durchschnittsalter von 58 Jahren (Spanne 32 bis 75 Jahre), von denen 44
refraktär auf Purinanaloga reagierten, erhielten im Mittel eine 12-wöchige Alemtuzumab-Behandlung. Es wurden regelmässig Knochenmarkuntersuchungen per MRD Flusszytometrie mit dem Ziel durchgeführt, MRD bis unter die Nachweisgrenze zu beseitigen (weniger als eine CLL-Zelle auf 105 normale Zellen).
ErgebnisseGemäss der Kriterien, die die vom National Cancer Institute gesponserte Arbeitsgruppe aufstellte, sprachen 32 Patienten (36%) vollständig an (CR = complete response), 17 Patienten (19%) sprachen teilweise an (PR = partial
remission) und 42 Patienten (46%) sprachen überhaupt nicht an (NR = no response). 22 (50%) der 44 Purin-Analogon-
refraktären Patienten sprachen auf MabCampath/CamPath an. CLL wurde bei 18 Patienten (20%) bis unter die Nachweisgrenze aus dem Blut und
Knochenmark entfernt. Die mittlere Überlebensdauer war für MRD-negative Patienten im Vergleich zu denen, die MRD-positive CR-, PR-, oder NR-Niveaus erreichten signifikant länger. Patienten, die ein MRD-negatives CR-Niveau erreichten, überlebten behandlungsfrei länger als Patienten mit MRD-positiven CR-, PR-, oder NR-Niveaus: MRD-negatives CR, nicht erreicht; MRD-positives CR, 20 Monate; PR, 13 Monate; NR, 6 Monate (P kleiner 0,0001)]. Das Gesamtüberleben der 18 Patienten mit MRD-negativen Remissionen betrug nach 60 Monaten 84%. Acht (47%) der MRD-negativen Patienten wurden im Durchschnitt nach 28 Monaten MRD-positive.
Informationen zur CLL (chronischen lymphatischen Leukämie)CLL ist die am weitesten verbreitete Form von Leukämie bei Erwachsenen und betrifft ca. 120.000 Menschen in den USA und Europa. Die Krankheit ist durch eine Anhäufung nicht funktionsfähiger, unreifer weisser Blutkörperchen (
Lymphozyten) im
Knochenmark, Blut, Lymphgewebe und anderen Organen gekennzeichnet. Im Blut gibt es zwei Arten von
Lymphozyten, B-Zellen und T-Zellen. In ca. 95% der CLL-Fälle sind kanzeröse B-Zellen beteiligt. Da leukämische B-Zellen länger leben als normale, fangen sie an, die normalen, gesunden Blutkörperchen zu "verdrängen".
Quelle: PR Newswire Meldung vom 03.05.2005
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
retrospektiv
Studie aus der Hauptgruppe der Beobachtungsstudien und der dortigen Untergruppe der Längsschnittstudien. Hier wird eine Studie dann als retrospektiv bezeichnet, wenn die Datenerhebung schon vor Beginn der Studie stattgefunden hat.
Knochenmark
Das Innere der großen Knochen - vor allem des Hüftknochens und des Oberschenkels. Dort werden die Blut- und Immunzellen gebildet. Das Knochenmark bildet sich ständig neu.
Antikörper
Von Immunzellen (B-Lymphozyten) gebildete Proteine, die gezielt Strukturen (Antigene) auf der Oberfläche von Krankheitserregern, Zellen oder Molekülen erkennen und sich an sie binden. Antikörper dienen dem Immunsystem zur Erkennung und Zerstörung von Erregern oder abnormen Zellen.
Lymphozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die als Träger immunologischer Funktionen von zentraler Bedeutung für die körpereigene Abwehr sind. Die Vorläuferzellen stammen aus dem Knochenmark, die weitere Entwicklung erfolgt in den lymphatischen Organen. Man unterscheidet B- und T- Lymphozyten, mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben.
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
prospektiv
Im Gegensatz zu retrospektiv wird ein Problem vom Beginn der Untersuchung an zeitlich gesehen nach vorn betrachtet/beobachtet. Prospektive Studien sind eine Form von epidemiologischen Studien.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Prognose
Wahrscheinliche zukünftige Entwicklung einer Erkrankung auf Basis der bestehenden Befunde
Rezidiv
Neuauftreten akuter Krankheitszeichen, Rückfall nach einer Remission
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Klon
Meist Zellklon gemeint. Gruppe von genetisch identischen Zellen, die alle durch Teilung aus einer einzigen Mutterzelle hervorgegangen sind und identische Merkmale haben
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
CAM
Komplementär- und Alternativmedizin (englisch abgekürzt: CAM, Complementary and Alternative Medicine)
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MR
Molekulares Ansprechen (= molecular response (engl.). Es wird ausgedrückt durch die Anzahl der CML-spezifischen Gene im Blut
Monoklonaler Antikörper
Antikörperpräparation, die nur eine einzige Struktur erkennt. Monoklonale Antikörper werden im Labor mit Hilfe von unsterblich gemachten Immunzellen gebildet, die einer einzelnen Vorläuferzelle entstammen. Gleichartige Nachkommen eines einzelnen Vorläufers nennt man Klon.
Minimale Resterkrankung
Eine Art von tiefer Remission bei CML, bei der BCR-ABL dennoch mittels PCR nachweisbar ist
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
retrospektiv
Studie aus der Hauptgruppe der Beobachtungsstudien und der dortigen Untergruppe der Längsschnittstudien. Hier wird eine Studie dann als retrospektiv bezeichnet, wenn die Datenerhebung schon vor Beginn der Studie stattgefunden hat.
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
prospektiv
Im Gegensatz zu retrospektiv wird ein Problem vom Beginn der Untersuchung an zeitlich gesehen nach vorn betrachtet/beobachtet. Prospektive Studien sind eine Form von epidemiologischen Studien.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Rezidiv
Neuauftreten akuter Krankheitszeichen, Rückfall nach einer Remission
Rezidiv
Neuauftreten akuter Krankheitszeichen, Rückfall nach einer Remission
Rezidiv
Neuauftreten akuter Krankheitszeichen, Rückfall nach einer Remission
Rezidiv
Neuauftreten akuter Krankheitszeichen, Rückfall nach einer Remission
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.