Leukämie bei Kindern und Jugendlichen

An dieser Stelle findet Ihr Informationen rund um das Thema pädiatrische Leukämie, zum Beispiel

    – deutsche Übersetzungen zu aktuellen relevanten Artikeln und Studien zu pädatrischen Leukämien

    – Aufzeichnungen von Online-Patientenseminaren

    – aktuelle Hinweise zu Veranstaltungen und Treffen

    – sowie allgemeine Neuigkeiten und interessante Informationen zu dieser Erkrankung

 


 

Die Heilungsaussichten für Kinder mit ALL sind in den vergangenen 30 Jahren um 50 Prozent gestiegen. Als er im Oktober 1980 die erste Knochenmark-Transplantation bei einem Kind in der damaligen DDR vornahm, hätten zwei Drittel der jungen Patienten eine Chance zum Überleben gehabt, sagte der Direktor der Jenaer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Felix Zintl, der Nachrichtenagentur ddp.


"In Deutschland erkranken heute jährlich rund 600 Kinder zwischen 0 und 18 Jahren an akuter lymphatischer Leukämie. Etwa 85 Prozent von ihnen können wir ohne Transplantation heilen", betonte der Wissenschaftler, der am Samstag offiziell in den Ruhestand verabschiedet wird. Mehr als 40 Jahre hat Zintl an der Jenaer Kinderklinik gewirkt, seit 1991 als deren Direktor.

Zu DDR-Zeiten die einzige Einrichtung, an der Kindern Knochenmark transplantiert wurde, haben die Jenaer nach der Wende Konkurrenz in Dresden, Leipzig und Rostock bekommen. Darunter sei jedoch keine spezifische Kinderklinik. «Wir transplantieren heute in Jena zirka 25 Kinder pro Jahr, das sind zehn Prozent aller Kinder in Deutschland», machte der Mediziner deutlich. Die 450. Übertragung von Knochenmark an seiner Klinik nahm Zintl in dieser Woche vor.

1990 gründete Zintl die Kinderhilfestiftung e.V. Jena, deren Vorsitzender er auch nach seiner Emeritierung bleiben wird. "Gestartet mit 750 000 Euro, haben wir seither 6 Millionen Euro an Spenden von Privatleuten, Unternehmen und Einrichtungen, aber auch aus Erbschaften zusammengetragen." Zwar wurden damit auch Projekte in ganz Thüringen unterstützt, "das meiste jedoch ist in unser Haus geflossen. Wir haben die Gebäude saniert und die Technik auf den neuesten Stand gebracht, aber auch medizinisches Personal bezahlt." Der Etat der Klinik mit ihren 98 Betten reiche dafür nicht aus. So standen 2005 für Investitionen 50.000 Euro zur Verfügung. Für das Fünffache der Summe indes seien Geräte aus Mitteln der Stiftung gekauft worden, bilanziert Zintl.

Quelle: Yahoo-Nachricht vom 11.03.2006
Krebs macht auch vor Kindern nicht halt. In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 1.800 Kinder an Krebs. Obwohl sich die Heilungschancen in den letzten Jahren verbessert haben, ist die Diagnose für die Familien ein Schock. Denn auch wenn die Krankheit insgesamt selten ist - Nach Unfällen ist Krebs die zweihäufigste Todesursache bei Kindern.

Die kleinen Patienten leiden vor allem an der Leukämie, dem so genannten Blutkrebs. Die Ursachen der Erkrankungen sind bisher noch nicht geklärt. Experten vermuten, dass Krebs bei Kindern zum Teil genetisch bedingt ist. Bei der Leukämie spielt wahrscheinlich auch das Immunsystem eine Rolle. "Kinder, deren Immunsystem zu wenig stimuliert wird, haben möglicherweise ein erhöhtes Risiko an Leukämie zu erkranken", so Dr. Peter Kaatsch, Leiter des Deutschen Kinderkrebsregisters in Mainz. Er empfiehlt eine allgemein gesunde Lebensweise mit ausreichend Bewegung und guter Ernährung. Auf keinen Fall sollten Eltern so genannte "Überhygiene" betreiben und versuchen, ihre Kinder von allen Keimen und Dreck fernzuhalten. "Dreck macht Speck - und trainiert das Immunsystem", so Dr. Peter Kaatsch.

Krebs tritt bei Kindern vor allem in den ersten fünf Lebensjahren auf. Etwa 33 Prozent der Kleinen erkranken an Leukämie (Blutkrebs), 20 Prozent leiden an Hirntumoren. Danach folgen Lymphome, das sind bösartige Lymphdrüsentumore. Sie machen etwa 12 Prozent aus.

Symptome

Wenn Eltern bei ihrem Kind Auffälligkeiten wie Gewichtsverlust, Fieber, Blässe oder ungewöhnliche Schwellungen feststellen, sollten sie unbedingt einen Kinderarzt aufsuchen. Schnelles Handeln ist notwendig, denn je früher der Arzt eine Krebserkrankung diagnostiziert, desto besser sind die Heilungschancen. Wenn Sie unsicher bezüglich der Diagnose ihres Kinderarztes sein sollten, suchen Sie ruhig einen zweiten Arzt auf oder wenden sich direkt an eine Krebsberatungsstelle.

Spezielle Kliniken für Kinder

Wichtig ist, dass Kinder mit Krebserkrankungen von spezialisierten Ärzten, so genannten pädiatrischen Onkologen, behandelt werden. Diese sind vor allem in Kinderkrebszentren tätig. In diesen Kinderkliniken, von denen es deutschlandweit etwa 40 gibt, kommen den Patienten die bestmögliche Diagnose, Behandlung und Betreuung zu. Zu den schulmedizinischen Behandlungsmethoden gehören neben der Operation die Chemotherapie, Bestrahlung und die Knochenmark- und Stammzelltransplantation. Als begleitende Maßnahmen können auch homöopathische Therapien zum Einsatz kommen. Sie können den Krebs zwar nicht heilen, aber Nebenwirkungen wie Übelkeit und Appetitlosigkeit mindern.

Gute Heilungschancen

Während in den 60er Jahren etwa 90 Prozent der betroffenen Kinder starben, haben sich die Heilungschancen inzwischen ernorm verbessert. Etwa drei Viertel der Kinder haben die Chance auf vollständige Heilung - im Vergleich zu erwachsenen Krebspatienten ist die Quote damit doppelt so hoch. Zu verdanken ist dieser Erfolg vor allem dem Ausbau von Kinderkrebszentren und dem Kinderkrebsregister in Mainz. Seit 1980 werden hier alle Krebserkrankungen von Kindern aus Deutschland systematisch registriert. Die gesammelten Informationen und Erkenntnisse leisten einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung von Therapien und im Kampf gegen Krebs. Neben der Forschung zu Ursachen und Therapiemöglichkeiten liegt ein Schwerpunkt des Registers auf der Beobachtung von Langzeitfolgen.

Eltern helfen Eltern

Die Diagnose Krebs erschüttert die ganze Familie. Die kleinen Patienten erleben die Verletzlichkeit ihres Körpers, fühlen sich hilflos und ausgeliefert. Ihre Eltern und Geschwister sind meist ebenso hilflos und schweben zwischen Bangen und Hoffen. Halt und Unterstützung finden sie in dieser Situation in Elterninitiativen. Hier können sich Mütter und Väter mit anderen Betroffenen austauschen und ihre Ängste und Sorgen loswerden. Elterngruppen gibt es deutschlandweit in jeder größeren Stadt.

Weiterführende Informationen
Quelle:
ARD Themenwoche Krebs: Krebs bei Kindern: Leukämie häufigste Krebserkrankung
Ab Anfang 2007 bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen die Behandlung von krebskranken Kindern und Jugendlichen nur noch in solchen Zentren, die bestimmte Qualitätsvoraussetzungen erfüllen. Diese Krankenhäuser dürfen dann die Bezeichnung "Pädiatrisch-Hämatologisch-Onkologisches Zentrum" tragen. Das hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) in Siegburg beschlossen.

"Diese Entscheidung des G-BA ist wegweisend für die Versorgung von krebskranken Kindern in unserem Gesundheitswesen", erklärte Prof. Dr. Heribert Jürgens, Vorsitzender der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH), Münster. Sie trage der Tatsache Rechnung, dass die pädiatrische Onkologie sehr hohe Anforderungen an Behandelnde und Betreuer und an die gesamte Versorgungsstruktur stelle.

Die neue Regelung definiert klare personelle und fachliche Anforderungen an die Zentren: Nur Fachärzte für Kinderheilkunde, die zusätzlich eine zweijährige Weiterbildung im Bereich der pädiatrischen Hämatologie und Onkologie absolviert haben, dürfen ein
Pädiatrisch-Hämatologisch-Onkologisches Zentrum leiten. Diese Forderung gilt auch für den Stellvertreter des leitenden Arztes. Als Pflegepersonal sollen ausgebildete Kinderkrankenpflegende eingesetzt werden, die eine Weiterbildung im Bereich Onkologie nachweisen können. 

Ein weiteres Kennzeichen der Zentren ist die Forderung nach der interdisziplinären Zusammenarbeit aller an der Behandlung und Betreuung beteiligten Fachdisziplinen. Dazu gehören Kinder- und Neurochirurgen, Orthopäden, Radiologen, Strahlentherapeuten, aber auch psychoonkologische und psychosoziale Betreuer der Patienten und ihrer Familien.

"Die interdisziplinäre Zusammenarbeit und konsequente Behandlung der Patienten in Therapieoptimierungsstudien sowie eine kontinuierliche Datenerfassung im Deutschen Kinderkrebsregister sind zwar seit Jahrzehnten Standard in der Kinderonkologie", erklärt Prof. Dr. Frank Berthold, Mitglied der GPOH und AOK-Sachverständiger für pädiatrische Onkologie beim G-BA. Allerdings basiere dies bislang auf freiwilligen Vereinbarungen. "Nun werden wir dazu verpflichtet, Qualitätsstandards einzuhalten: Das schafft Sicherheit und Transparenz für die Betroffenen und ihre Angehörigen", so Berthold.

Der G-BA wies darauf hin, dass Deutschland mit einer 15-Jahres-Überlebensrate von 76 Prozent bei allen pädiatrischen Krebserkrankungen weltweit an der Spitze liege. Die Pädiatrisch-Hämatologisch-Onkologischen Zentren sollten diesen hohen Versorgungsstandard auch in Zukunft sichern. 

Quelle: Ärzteblatt vom 18.05.2006
Bioenvision Limited gab heute bekannt, dass die Europäische Kommission die Marktzulassung für das Medikament Evoltra (Wirkstoff Clofarabine) erteilt hat für die Behandlung von pädiatrischen Patienten mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL), die einen Rückfall erlitten oder mindestens auf zwei vorhergehenden Behandlungsmethoden nicht ansprachen. Die Indikation für die Zulassung bezieht sich auf Patienten, die zum Zeitpunkt der ursprünglichen Diagnose ihrer Leukämie jünger als 21 Jahre alt waren. 

"Die Zulassung von Clofarabine in Europa für Kinder und Jugendliche mit dieser Art von hochresistenter Leukämie ist eine grossartige Nachricht", kommentiert Dr. Pam Kearns, Consultant Senior Lecturer für pädiatrische Onkologie, Bristol University und Bristol Royal Hospital for Children. "Da bei den Patienten, die mit Clofarabine behandelt werden, alle derzeit erhältlichen Therapien fehlschlugen, bedeutet diese Zulassung eine grossartige Alternative für diese schwer zu behandelnde Krankheit."

Die "First-line"-Behandlung bei Kindern mit Leukämie ist zwar im Allgemeinen erfolgreich, aber Patienten mit mehreren Rezidiven oder refraktärer Leukämie haben eine niedrige Ansprechrate und eine sehr schlechte Prognose mit einer mittleren Überlebenszeit von ungefähr 8-10 Wochen. In der klinischen Pivotal-Studie mit Evoltra wurde bei den 30% der Kindern, die auf die Behandlung mit Evoltra(TM) ansprachen, eine mittlere Überlebenszeit von 66,6 Wochen erzielt. 

Zusätzlich zu der Lebensverlängerung der Kinder, die auf die Behandlung ansprachen, gibt Evoltra diesen Kindern auch die Gelegenheit, eine Knochenmarktransplantation zu erhalten, die eine potenzielle Heilungschance darstellt.
"Dies ist ein wichtiger Tag für Kinder mit ALL und für ihre Ärzte", sagte Hugh Griffith, COO von Bioenvision. "Durch die Zulassung von Evoltra(TM) in Europa erhalten Patienten und ihre Familien eine neue Behandlungsalternative und neue Hoffnung."

Evoltra kann nur in allen 25 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union vertrieben werden und wird den 600 Kindern, die jährlich mit rezidiver oder refraktärer ALL diagnostiziert werden, eine neue Behandlungsoption geben.
Evoltra wurde der Orphan Drug Status verliehen, was eine 10-jährige Vertriebsexklusivität ab Marktzulassung in Europa gewährt. Bioenvision untersucht derzeit die Wirkung von Evoltra bei anderen Leukämiearten und deutete auch auf Aktivitäten bei anderen Krebsarten hin.

Informationen über Evoltra (Clofarabine)

Die europäische Marktzulassung für Evoltra (Clofarabine) gilt für die Behandlung von pädiatrischen Patienten mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL), die einen Rückfall erlitten oder mindestens auf zwei vorhergehenden Behandlungsmethoden nicht ansprachen und bei denen keinerlei weitere Behandlungsmöglichkeiten einen dauerhaften Erfolg versprechen. Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit wurden in Studien mit Patienten getestet, die bei der ursprünglichen Diagnose höchstens 21 Jahre alt waren. Clofarabine erhielt den Orphan Drug Status für die Behandlung von Erwachsenen und Kindern mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL) und akuter myeloischer Leukämie (AML) in den USA und Europa.

Bioenvision entwickelt Evoltra(TM) auch als First-Line-Therapie für akute myeloische Leukämie (AML) bei Erwachsenen. Das Unternehmen hat die Registrierung für die klinische Phase-II-Studie für die Behandlung von adulter AML bei älteren Patienten abgeschlossen, für die intensive Chemotherapie nicht in Frage kommt. Bioenvision beabsichtigt, Mitte dieses Jahres den Antrag auf Marktzulassung für die erste Indikationserweiterung von Evoltra zu stellen.

Bioenvision hat eine weltweite Exklusivlizenz für Clofarabine (ausser für Japan und Südostasien) und eine exklusive, unwiderrufliche Option für die Entwicklung, die Vermarktung und den Vertrieb von Clofarabine für alle menschlichen Anwendungen in Japan und Südostasien. Bioenvision gewährte Genzyme die exklusive Unterlizenz, Clofarabine für Krebsindikationen in den USA und Kanada mitzuentwickeln. Genzyme vertreibt Clofarabine für bestimmte Krebsindikationen unter dem Markennamen Clolar(R) in den USA und Kanada. Bioenvision hat eine Exklusivlizenz in den USA und Kanada für alle Indikationen ausser Krebs und hat die Entwicklungs- und Vermarktungsrechte für Clofarabine ursprünglich vom Southern Research Institute erhalten, das Inhaber der Patente war.

Quelle: IT-News vom 31.05.2006
Das Risiko einer Leukämieerkrankung im Kindesalter scheint erhöht zu sein, wenn der Vater raucht, selbst wenn das Rauchen vor der Empfängnis stattfand, oder bei "Passivrauchen" nach der Geburt, so ein Forschungsbericht aus dem Amerikanischen Journal für Epidemologie.

Dr. Jeffrey S. Chang der Universität von Kalifornien, Berkely berichtet, dass der Zusammenhang von Zigarettenrauch und Leukämie bei Erwachsenen nachgewiesen war, die Verbindung zu Kindern aber unklar blieb.

Um dies genauer zu untersuchen, führten die Forscher eine Studie mit 287 an ALL erkrankten Kindern, 46 an AML erkrankten Kindern und eine Kontrollgruppe von 416 Kindern ohne Leukämieerkrankung durch.

Chang's Forschergruppe fand heraus, dass mütterliches Rauchen alleine nicht mit einem erhöhten Leukämierisiko in Verbindung gebracht werden konnte, aber väterliches Rauchen erhöhte das Risiko einer AML-Erkrankung des Kinds nahezu um das Vierfache, und eine mögliche Risikoerhöhung für ALL liegt nahe.

Die Forscher fanden auch heraus, dass das SLL-Risiko höher war, wenn der Vater vor der Empfängnis rauchte und das Kind nach der Geburt dem Zigarettenrauch durch die Mutter oder Dritte ausgesetzt war.

Das Team weist außerdem darauf hin, dass die Öffentlichkeit sich den schädlichen Effekten des mütterlichen Rauchens auf den Fötus bewißt sei. "Das Wissen über den potentiell schädlichen Effekt elterlichen Rauchens könnte für Männer eine stärkeren Anreiz darstellen, das Rauchen aufzugeben", schließen die Forscher.

Quelle: American Journal of Epidemiology, Juni 2006. Übersetzung durch Jan.
Die Bedeutung einer qualifizierten Nachsorge bei Kindern und Jugendlichen nach einer Krebstherapie haben Kinderonkologen auf der Tagung der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie Ende Mai in Düsseldorf betont. "Die Überlebenschancen von Kindern, die an Krebs erkrankt sind, sind in den letzten 25 Jahren erheblich gestiegen. Dennoch ist der Preis des Überlebens oft hoch, denn geheilt ist nicht gleichbedeutend mit gesund", hieß es aus der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. 

Eine qualifizierte Nachsorge könne jedoch helfen, die Langzeitfolgen der aggressiven Therapien zu lindern oder sogar zu vermeiden. Zu den Komplikationen zum Beispiel nach Leukämieerkrankungen gehörten unter anderem Schädigungen des Herzmuskels, des zentralen Nervensystems, Nierenfunktionsstörungen und erhöhte Infektanfälligkeit. 

Als Erfolg versprechende Ansatzpunkte zur Heilung junger Krebspatienten gelten Nachsorgepläne. Hiernach werden in festgelegten Zeitabständen als kritisch identifizierte Werte untersucht. Auch Therapieverbesserungen in der Akutphase der Krankheit seien wichtig. Voraussetzung für wirksame Nachsorgekonzepte seien jedoch mehr und langfristig angelegte wissenschaftliche Studien, an denen sich auch niedergelassene Kinderärzte beteiligen müssten. 

Quelle: Deutsches Ärzteblatt vom 22.05.2006
Auch in Großbritannien bewegt die Häufung von Leukämien in bestimmten Regionen, vor allem aber in der Nähe von Kernkraftwerken und Nuklearfabriken, die Öffentlichkeit. Im Jahr 1984 wurde ein Committee on Medical Aspects of Radiation in the Environment (COMARE) geschaffen, das in seinem elften Bericht jetzt zu einem überraschenden Befund kommt. Danach treten Leukämien bevorzugt in besseren Wohngebieten auf.

Die Vorgeschichte: COMARE wurde 1984 gegründet, um die Häufung von Leukämieerkrankungen in der Umgebung von Kernkraftwerken zu untersuchen. Einen solchen Cluster gab und gibt es in Seafield, einer Ortschaft unmittelbar südlich von Sellafield. In Sellafield wurde 1956 Calder Hall, das erste kommerziell zur Stromerzeugung eingesetzte Atomkraftwerk errichtet. Hier wurde später das Plutonium für die britischen Atombomben gewonnen und bereits 1957 kam es hier zu einem Feuer in einem Reaktor, der als eines der schwerwiegendsten Atomunfälle vor Tschernobyl gilt.

In Seafield erkrankten zwischen 1954 und 2001 21 Kinder an Leukämie, für einen Ort von etwa 1.500 Einwohnern eindeutig zu viel. Doch die britischen Experten zögern bis heute einen Zusammenhang mit der Nähe zur Nuklearanlage zu konstatieren. Stattdessen forderten sie in ihrem dritten Bericht im Jahr 1989, die Untersuchung auf das ganze Land auszudehnen. Herausgekommen ist die weltweit größte Datensammlung zu Leukämien und anderen Krebserkrankungen im Kindesalter, die seither immer wieder Anlass für neue Berichte war. Jetzt ist der elfte Bericht erschienen. Er umfasst 12.415 Fälle von Leukämien und Non-Hodgkin-Lymphomen und 19.908 Fälle von soliden Tumoren in Kindern unter 15 Jahren in England, Wales und Schottland im Zeitraum von 1969 bis 1993.

Zunächst gehen die Autoren noch einmal auf die Cluster in Seafield bei Sellafield und anderen Kernkraftwerken ein, die zuletzt im 10. Bericht detailliert beschrieben wurden. Neben Seafield bei Sellafield gibt es einen auffälligen Cluster in Burghfield bei Dounreay, der zweiten (inzwischen im Rückbau befindlichen) Wiederaufbereitungsanlage des Landes. Diese Cluster in einzelnen Ortschaften verschwinden jedoch, wenn die gesamten Bereiche im Umkreis von 25 Kilometern um die Anlagen als Bezugspunkt genommen werden. Für die britischen Wissenschaftler ist dies Anlass für den Schluss, dass das Leben im Umkreis der 26 Kernanlagen des Landes nicht mit einem erhöhten Krebsrisiko einhergeht. Ob dies die Bewohner von Seafield und Burghfield wirklich zu beruhigen vermag, darf wohl bezweifelt werden. 

Die neue Untersuchung beschäftigt sich aber nicht primär mit den Clustern um Kernanlagen. Ähnliche, nicht zufallsbedingte Cluster gibt es auch anderswo im Land, und das Team hat die unterschiedlichsten Ursachen dafür untersucht. Dass nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeitsrechnung mit der Zahl der Untersuchungen die Chancen steigen, dass eine signifikante (aber in Wirklichkeit unsinnige) Assoziation gefunden wird, ist den Autoren durchaus bewusst. 

Aufgefallen ist den Experten, dass die Leukämierate in den besseren Wohngebieten höher ist als in den Gebieten, wo die unteren sozialen Schichten wohnen. Diese Tendenz ist im gesamten Land nachweisbar und für die Autoren natürlich Anlass über die "Dschungel-Hypothese" nachzudenken. Sie besagt, stark vereinfacht, dass Kinder in unteren Bevölkerungsschichten stärkeren Kontakt zu allen möglichen Krankheitserregern haben. Dies trainiere das Immunsystem, was Fehler, die zu einem Krebswachstum führen können, verhindert. Kinder der privilegierten Schichten würden dagegen besser gegen Infektionskrankheiten abgeschirmt. Eine alternative Erklärung wäre, dass Erkrankungen in der Unterschicht schlechter diagnostiziert werden. Dass dies bei der Leukämie möglich sein soll, erscheint zwar unwahrscheinlich. Da die Cluster aber in der Regel nur aus wenigen Fällen bestehen, könnten einzelne Fehldiagnosen schnell zu einer Verschiebung führen.
Quelle: Deutsches Ärzteblatt 20.07.2006
Etwa eines von fünf Kindern, die zuhause gegen ALL behandelt werden, könnte Medikationsfehlern unterworfen sein, so ein am 14. August 2006 im Fachmagazin Cancer erschienener Bericht. Auch wenn die in dieser Studie beobachteten Fehler größtenteils trivial waren, könnten einige die Wirksamkeit der Behandlung verringern oder die Giftigkeit erhöhen.

Die meiste Information bezüglich Medikationsfehlern kommt aus dem stationären Umfeld, so Dr. James A. Taylor und sein Team. Es wird bisher vermutet, dass Medikationsfehler noch viel häufiger auftreten können, wenn die Therapie von Eltern an ihre Kinder verabreicht wird, und dadurch mehr Schaden entstehen könnte, wenn die Patienten gegen die ALL behandelt werden.

Das Forschungsteam führte eine prospektive Fallstudie im Kinderkrankenhaus in Seattle über eine zweimonatige Periode im Jahr 2005 durch. Es wurden 69 Kinder in erster Behandlung ihrer Krankheit sowie ihre Pfleger betrachtet. Die Forscher baten die Pfleger, zu beschreiben und vorzuführen, wie die Medikation verabreicht wird und wann, wie oft und wie lange jedes Medikament angewendet wurde. Ein Onkologe prüfte die Krankenakte, um sicherzugehen, dass das korrekte Behandlungsschema in der richtigen Dose zur richten Zeit verschrieben und verabreicht wurde.

Insgesamt wurden 172 Chemotherapien angewendet. Mindestens ein Medikationsfehler trat bei 17 (9.9%) auf. Zwölf waren Anwendungsfehler (vom Pfleger) und fünf Verschreibungsfehler (vom Arzt), bei insgesamt 13 Kindern (18.8%). Drei der Anwendungsfehler waren falsche Dosierungen der Chemotherapie, mit einer durchschnittlichen Differenz von 15.4% zwischen der verschriebenen und angewendeten Dosis. Die anderen Fehler der Pfleger standen mit der Kortikoidtherapie in Verbindung. 

Die Verschreibungsfehler beinhalteten falsch kalkulierte Dosierungen, mit einer durchschnittlichen Abweichung von 22%. Ein Kind wurde gar mit einer 54,7%-Überdosis von Mercaptopurine behandelt, obwohl der Patient schon eine Neutropenie hatte. Die meisten Fehler passierten aufgrund einer falsch berechneten Dosis auf Basis von Körpergewicht und Körperoberfläche.

Das Risiko von Medikationsfehlern durch Pfleger stand nicht in Verbindung mit der Fähigkeit, Englisch zu sprechen, mit dem Bildungsniveau, der Zeit seit der Diagnose oder der Risikoeinstufung des Patients.

Die Autoren merken an, dass die meisten Fehler nur geringe klinische Bedeutung hatten. Trotzdem hatten drei Kinden ein höheres Rückfallrisiko, und eines war einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt.

Dennoch zeigen die Ergebnisse von Dr. Taylor, dass Eltern ähnlich wie Ärzte in der Lage sind, oral einzunehmende Chemotherapeutika zu verabreichen. Die Forscher schlagen vor, das Risiko von Medikationsfehlern zu verringern, indem z.B. zwei Leistungserbringer die Akten zur Chemotherapie unterzeichnen müssen, oder Krankenakten digital vorgehalten werden, die dann auch die Standarddosen-Tabellen enthielten. "Beim Aufsetzen der Protokolle muss ein Gleichgewicht zwischen der Präzision und Einfachheit von Dosierungsschemata gefunden werden, so dass Medikationsfehler minimiert werden", so Dr. Taylor und sein Team.

Quelle: Medication Errors Common in Treatment of Children with Leukemia, CancerPage vom 18.09.2006. Übersetzung durch Jan, ohne Gewähr.
Immer mehr Kinder in Deutschland leiden an Krankheiten, die durch eine Belastung mit Schadstoffen ausgelöst wird. Zudem sind Kinderkörper stärker mit Chemikalien belastet, als die von Erwachsenen, ergab eine Studie des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND). "Weichmacher, Flammschutzmittel und künstliche Duftstoffe: Die Liste der in Kinderkörpern vorhandenen Chemikalien liest sich wie die Anleitung zur Blutvergiftung", resümiert BUND-Chemieexpertin Patricia Cameron. Die Folge seien Geburtsdefekte, Allergien, Hormonstörungen. Leukämie oder Verhaltensauffälligkeiten.

Viele neue Chemikalien entdeckt

Vor allem neu auf dem Markt befindliche Chemikalien seien in den Blutproben der kleinen Probanden nachgewiesen worden. So haben die Forscher doppelt so hohe Werte von polybromierten Diphenylethern (ein Flammschutzmittel) gemessen, als bei Erwachsenen. "Über die Nabelschnur und die Muttermilch nehmen bereits Föten und Neugeborene jene Schadstoffe auf, die sich zuvor im Körper der Mutter angesammelt haben. Kinder atmen, essen und trinken im Verhältnis zu ihrem Gewicht mehr als Erwachsene und stecken oft Gegenstände in den Mund. Deshalb sind Kinder überdurchschnittlich hoch mit Chemikalien belastet", erklärt Frank Bertram, Vorsitzender des Deutschen Berufsverbands der Umweltmediziner.

Forderung: REACH nachbessern

Derzeit gibt es 100.000 chemische Substanzen auf dem europäischen Markt, von denen lediglich vier Prozent auf ihre Folgen für Mensch und Umwelt getestet worden sind. BUND-Geschäftsführer Gerhard Timm: "Unsere Kinder sind die Leidtragenden einer verfehlten Chemikalienpolitik. Wir fordern die deutschen Abgeordneten auf, den Gesetzentwurf der EU-Chemikalienverordnung REACH deutlich nachzubessern. Schädliche Stoffe müssen ersetzt werden, wenn es Alternativen gibt."

Quelle: Oekotest vom 06.10.2006

Weiterführende Informationen:
Ende September hat die amerikanische Zulassungsbehörde ein beschleunigtes Zulassungsverfahren von Imatinib als Monotherapie für die Behandlung von Kindern mit neu diagnostizierter PH-positiver CML beschlossen. 

Die Zulassung basiert auf Daten einer einarmigen Phase-II-Studie, in denen Kinder mit 340mg/qm/Tag Glivec behandelt wurden. Komplettes hämatologisches Ansprechen wurde bei 78% binnen 8 Wochen beobachtet, komplettes zytogenetische Ansprechen bei 65%, ähnlich den Erfahrungen bei erwachsenen Patienten. 

Die Verträglichkeit war generell gut. Nebenwirkungen von Grad 3/4 waren primär hämatologischer Art. Starke nicht-hämatologische Nebenwirkungen waren u.a. allergische Reaktionen / Hypersensitivität, Knochenbrüchigkeit und Hautausschläge. Keine Todesfälle traten während der Studiendauer auf. Nur ein Patient musste die Therapie wegen vermutlich medikamentenbedingten Nebenwirkungen (erhöhte Leberwerte) abbrechen. Muskelkrämpfe wurden sporadisch beobachtet, es wurden jedoch keine Darmblutungen beobachtet. Es wurden keine Sicherheitsbedenken angemeldet.

Um die langfristige Sicherheit und Effektivität zu untersuchen, wurde eine weitergehende Beobachtung der Kinder in einer Phase-IV-Studie auferlegt.

Quelle: Pressemitteilung der FDA vom 29.09.2006, über die Leukemia & Lymphoma Society. Übersetzung durch Jan, ohne Gewähr.

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